Propaganda in Bewegung. Die Agitzüge und Agitdampfer von Dziga Vertov und Aleksandr Medvedkin in den 1920er und 1930er Jahren
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2015.0001.2Schlagworte:
Dziga Vertov, Aleksandr Medvedkin, Sowjetunion, russischer Bürgerkrieg, Agitzug, Kinozug, Agitation, Propaganda, DokumentarfilmAbstract
Der Artikel beschreibt das System der sowjetischen Agitzüge als ein wesentliches Propagandainstrument zur Verbreitung von politischen Botschaften und zur Aufklärung der ländlichen Bevölkerung, das im Jahr 1918 seinen Anfang nahm. Diese Züge dienten nicht nur dazu, Zeitungen und Flugblätter herzustellen und zu verteilen, sondern waren daneben auch mit mobilen, unabhängigen Filmproduktionseinrichtungen und Kinos ausgestattet. Am Beispiel der Regisseure Dziga Vertov (1896-1954) und Aleksandr Medvedkin (1900-1989), die beide auf Agitzügen aktiv waren, werden zwei unterschiedliche Modelle für den agitatorischen Einsatz von Filmbildern vorgestellt. Vertov war bereits zur Zeit des sowjetischen Bürgerkriegs (1917 bis 1923) tätig, in der man mittels Eisenbahn unter anderem die Versorgung der Roten Armee an den Frontlinien aufrechterhalten wollte. In diesem Artikel wird versucht ein weniger bekanntes Kapitel aus Vertovs Leben zu beleuchten und gleichzeitig auf die Bedeutung dieser prägenden, frühen Reisejahre für sein weiteres filmisches Schaffen hinzuweisen. Medvedkins Projekt des “Kinozugs” fokussierte hingegen explizit auf das Bloßstellen und Anprangern von Missständen bei den Bauern durch das Medium Film. Diese Position soll auch im Zusammenhang mit der veränderten politischen Situation in den 1930er Jahren gesehen werden, in der die Partei die Kollektivierung und den ersten 5-Jahresplan unerbittlich vorantrieb. Beide Regisseure entwickelten jedoch neue filmische Strategien zur Vermittlung der politischen Botschaften, mit denen das Publikum gelenkt und unmittelbar einbezogen werden sollte. So lassen sich, ausgehend von Vertovs und Medvedkins Interesse am technischen Fortschritt, an ihren Bemühungen zu größtmöglicher Mobilität bei den Dreharbeiten und der Filmvorführung, schließlich in ihrer Arbeitsweise durchaus Parallelen zum modernen Informationszeitalter herstellen.
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