Kinematographische Tanzekstase
Kollektive Körper, Tanzritus der Chlysten und die ‘Choreomanie’ im Kino des ausgehenden Zarenreichs
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2023.00016.307Schlagworte:
Aleksandr Čargonin, Vladislav Starevič, Grigorij Boltjanskij, Rus′, Late Russian Empire, Russian Soviet Federative Socialist Republic, Temnaja vera, Lguščie Bogu, Belye golubi, Khlysts, performance culture, modern dance, ecstasy, choreomaniaAbstract
Im Mittelpunkt der Studie steht die Tanzekstase als eine spezifisch körperliche Erfahrung der Moderne und deren Verflechtung mit dem Film des späten Zarenreichs. Der Artikel befasst sich mit der Tanzmanie als zentrale kulturelle Chiffre der europäischen Moderne und untersucht, wie der Topos innerhalb der Kultur transmedial zirkulierte und vom (russischen) Kino sowohl angeeignet als auch maßgeblich mitformuliert wurde. Im Fokus der Fallstudie steht eine ungewöhnliche, für die Kultur Russlands jedoch prägende Modellierung der Tanzmanie: das ‘radenie’, den sektiererischen Tanzritus der Chlysten, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ambivalente Rezeption in der kulturellen und gesellschaftlichen Elite hervorrief. Nach der Februarrevolution 1917 entstanden zahlreiche Filme, deren Handlung sich um die dunklen Machenschaften der Chlystengemeinde drehte. Darunter auch das Produktionshaus Rus′ mit ihrer ‘Sektenserie’ Iščuščie Boga (1917/1918). Ausgehend von den fragmentarisch erhaltenen Filmen und unter Einbezug zeitgenössischer sozialer, kultureller und ästhetischer Diskurse werden historische Konstellationen herausgearbeitet und das ästhetische Potenzial der Tanzmanien untersucht. Denn die Filme präsentieren den ekstatischen Körper nicht nur als Form einer kollektiven Psychopathologie, sie machen ihn zum zentralen Schauwert des Films.
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