„Madagascar, Nisko, Theresienstadt, Auschwitz.“ Über die Sichtbarkeit der Orte in Claude Lanzmanns Der Letzte der Ungerechten (2013)
DOI:
https://doi.org/10.17892/app.2016.0003.49Schlagworte:
Claude Lanzmann, Benjamin Murmelstein, Bauschowitz, Theresienstadt, Rom, Jerusalem, Wien, Nisko, Madagaskar, Prag, Ghetto, Oral History, Holocaust, Holocaustüberlebender, Judenrat, Propaganda, Erzählzeit, Performativität, Ethik, FiktionAbstract
Lanzmanns Dokumentarfilm The Last of the Unjust / Der Letzte der Ungerechten (2013) befasst sich mit philosophischen und ethischen Aspekten des Überlebens im Ghetto Theresienstadt unter seinem letzten „Judenältesten“, Benjamin Murmelstein (1906-89). Dieser war nicht nur für die Verschönerung der Stadt verantwortlich, sondern auch für eine filmische Sichtbarkeit der letzten Ghettobewohner. Lanzmann porträtiert Murmelstein als Regisseur einer Aufführung, in der die Ghettobewohner ihr Leben spielen. Murmelstein gebraucht die Propagandastrategien der Nazis, um ein gefälschtes Bild zu schaffen, das jedoch – durch die bloße Sichtbarkeit und die im Spiel eingeführte Meta-Ebene – Anlass zur Hoffnung auf ein Überleben gibt: gesehen werden heißt am Leben sein. Die Autorin zeigt, wie Der Letzte der Ungerechten Murmelsteins Kombination von Logik und Pragmatismus aufdeckt, die jene Realpolitik des Theresienstädter „Judenrats“ in der letzten Phase des Holocaust bedingt. Lanzmann stützt sich auf Material, das für den Film Shoah (1985) aufgenommen, jedoch nicht für ihn verwendet wurde. Anhand des alten Interviews stellt er neue Fragen über die Antinomien des Überlebens. Der Film ist ein Doppelporträt der beiden Männer, die über Handlungsspielräume unter Bedingungen extremer Unterdrückung reflektieren.
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